Gemeinde Thierhaupten

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Geschichtlich gesehen hat Thierhaupten durch sein frühes Kloster eine ganz besondere Bedeutung. Jedoch weist der Ortsname  auf germanischen Ursprung hin ("Thier-Haupt"). Wahrscheinlich standen auf dem Kreuzberg Tierköpfe, die Wotan geheiligt waren. 1776 wurde ein solcher aus Sandstein gemeißelter Tierkopf ausgegraben. Hier, wo also einmal eine germanische Siedlung bestanden haben soll, wurde um das Jahr 750 n. Chr. ein Kloster gegründet.

Die Sage erzählt, daß der Bayernherzog Tassilo III. aus dem Geschlecht der Agilolfinger, als er sich auf der Jagd verirrte, gelobte, an der Stelle, an der er sein Gefolge wiederfinden werde, ein Kloster zu erbauen. Eine Hirschkuh wies ihm den Weg. Er erfüllte sein Gelübde und stiftete das Kloster. Daher ist eine Hirschkuh (Hindin) heute noch Wappensinnbild. So wurde aus der ehemals heidnischen Kultstätte Thierhaupten eine der frühesten, christlichen Kulturstätte in Deutschland.

Das Kloster gehört zu den bayerischen Urklöstern, die für die Kultur und Geschichte des Landes eine wichtige Rolle spielten. Durch die Rode- und Siedlungstätigkeit in unserem Gebiet machten sich die Mönche besonders verdient. In insgesamt 58 Orten hatte das Benediktinerkloster Thierhaupten Besitzungen. Die Bauernhöfe und Grundstücke um Thierhaupten bildeten eine klostereigene Hofmark, innerhalb welcher dem Kloster die niedere Gerichtsbarkeit zustand. Kaiser Ludwig der Bayer bestätigte diese Gerichtsbarkeit im Jahr 1341. So bestand also hier seit dem Mittelalter eine klösterliche Verwaltungskanzlei, die die Bedeutung des Ortes schon früh herausstellte.

Jedoch wurde das Kloster Thierhaupten vom Unglück nicht verschont. 910 und 955 plünderten es die Ungarn. Der Schwäbische Bund zerstörte Ort und Kloster im Jahr 1504. Und auch der Dreißigjährige Krieg brach mit seinem Leid über beide herein. Kurz vor der Säkularisation erhielt die Klosteranlage ihr heutiges barockes Aussehen.

Thierhaupten war für die Umgebung seit jeher ein bedeutender Mittelpunkt und schon immer ein marktberechtigter Ort, in dem Vieh- und Jahrmärkte abgehalten wurden. Seit 1610 bestand hier eine Papiermühle, die bereits damals Papier mit Wasserzeichen herstellte. Das Kloster versorgte sich und sein Umland mittels eigener Betriebe. Dazu gehörten u.a. eine Brauerei, vier Mühlen und für kurze Zeit sogar eine Druckerei.

Das Kloster fiel 1803 der Säkularisation zum Opfer. Die Gebäude des Klosters mit Ökonomiegut wurden Privatbesitz, während die ausgedehnten Waldungen ins Staatsbesitz übergingen. Der letzte Abt, Edmund Schmid, blieb als Pfarrer in Thierhaupten. Nach der Klosterauflösung kaufte er die Klosterkirche zurück und schenkte sie der Pfarrei. Damit wurde die schöne Klosterkirche zur Pfarrkirche.

Während des 2. Weltkrieges hatten die Bewohner unendliches Leid zu ertragen. Gegen Ende dieses Krieges wurde Thierhaupten am 25.4.1945 durch einen Fliegerangriff schwer heimgesucht. Mit Hilfe aller Bürger konnte hier nach dem 2. Weltkrieg, wo auch viele Heimatvertriebene eine neue Heimat fanden, eine Aufwärtsentwicklung - wenn auch nur nach und nach - eingeleitet werden.

1983 erwarb der Markt Thierhaupten das damals baulich desolate ehemalige Kloster. Nach 16-jähriger Bauzeit wurde die Klosteranlage am 14. Mai 2000 durch den Augsburger Bischof Dr. Dammertz eingeweiht.